Über unsere Reisen mit Baby

Wenn ich reise fühle ich mich lebendig, in meinem Kopf ordnen sich die Dinge, ich kann mit Abstand auf mein Leben gucken und genieße die Abwechslung und das Abenteuer anderer Kulturen. Das ist Teil meines Lebens und irgendwie hatte ich, was das angeht, nie so richtig diesen Gedanken: „Mit einem Baby wird dann alles anders“.

Deshalb sind wir mit unserem Baby jetzt schon ganz schön viel unterwegs gewesen. Ich habe letztens gedacht, ich sollte ihm vielleicht eine Miles & More Karte zulegen =) Er ist glaube ich schon mindestens acht Mal in ein Flugzeug gestiegen in seinem kurzen Leben und letztens haben wir ihn einfach ins Auto gesetzt und sind nach Österreich gefahren. Ich war mir nie so sicher ob das immer gut gehen wird. Aber immer wieder haben wir die Erfahrung gemacht, dass es besser ging als wir dachten und, dass es echt Spaß macht mit Baby unterwegs zu sein!

Oft gestalten wir unsere Fahrten, Flüge, Mahlzeiten, Ausflüge und Tagesabläufe komplett nach den Bedürfnissen unseres kleinen Mannes. Auf der anderen Seite habe ich häufig den Eindruck, wir machen einfach alles was wir vorher gemacht haben und Baby ist halt dabei. Ich will irgendwie die Bereitschaft haben zur Not all meine Wünsche und Bedürfnisse zurück zu stellen, damit es meinen Kindern gut geht. Das soll meine Herzenshaltung sein – nicht nur beim Reisen. Und dennoch bin ich keine Freundin davon, das komplette Familiengeschehen nach einem Kind auszurichten. Ich glaube das ist auch fürs Kind nicht immer das Beste. Unser Baby wurde in eine Beziehung hineingeboren, die ihre Schwächen, Stärken, Gewohnheiten und Prioritäten hatte schon bevor es da war. Ich wünsche mir, dass Liam genau damit aufwächst und kennenlernt was uns wichtig ist und wofür wir leben. Er soll wissen, dass auch andere Menschen wichtig sind und er nicht der Nabel der Welt ist.

Das ist ein Spagat, puh!

Nun zurück zum Reisen mit Baby: Weil wir so gute Erfahrungen damit gemacht haben, dachte ich vielleicht ermutigt es andere Familien es auch einfach mal zu wagen. Und weil ich jedes Mal vorher das Internet nach Tipps und Tricks zum Reisen mit Kindern befrage, hoffe ich dass ich hier vielleicht einige Ideen und Erfahrungen weitergeben kann.

 

Viel Zeit einplanen

Schon ohne Baby kamen wir beim Reisen oft in Stress und sind in letzter Minute zum Gate gerannt. Mit Baby dauert irgendwie alles länger. Nochmal an- und ausziehen, Windel voll, Stillen, Snack essen, Snackreste wieder von Baby abkratzen… man kennt das ja. Und wenn ich mir genügen Zeit dafür einplane, habe ich nicht das Gefühl „Oh man, ohne Baby wäre das hier alles einfacher!“

Flexibel bleiben

Auf dem Rückweg von Österreich nach Hamburg standen wir plötzlich 4 Stunden vor der Grenze im Stau. Wir waren schon einen halben Tag unterwegs und irgendwie gar nicht voran gekommen. Mein schlechtes Gewissen Liam so lange im Autositz sitzen zu lassen wuchs und unser Plan ging nicht auf. Also hielten wir mitten in der Nacht an einem Rasthof und legten uns schlafen, frühstückten dann morgens gemütlich und kamen einen Tag später als geplant zu Hause an. Es war eigentlich ganz schön im Nachhinein!

 

Mit Krankheiten rechnen

Ich hatte einmal gelesen „Nehmen sie ihre komplette Apotheke von zu Hause mit auf Reisen. Es kommt immer, wenn man es nicht erwartet“. Und ich habe es brav gemacht und innerlich gedacht „So ein Quatsch!“. Aber tatsächlich haben wir die gleiche Erfahrung gemacht. Das Wasser ist anders – der Po wird wund. Alles ist aufregend – Ausschlag im Gesicht. Klimaanlage im Flugzeug – Schnupfen. Irgendwas ist immer. Das gilt glaube ich nicht nur auf Reisen, sondern auch zu Hause. Trotzdem bin ich auf Reisen dann doppelt dankbar wenn ich die Creme, Nasentropfen, Fieberzäpfchen etc. dabei habe und nicht in irgendeiner anderen Sprache gucken muss was „Pilzinfektion“ heißt.

Ausnahmen machen

Beim Reisen und wenn man krank ist darf man bei uns alles was glücklich macht. Wenn das Gemüse nicht so gut schmeckt wie der Questschi, dann gibt’s halt Questschi zum Mittag. Wenn das Buch langweilig wird, wird halt 10 Minuten Benjamin Blümchen auf dem Handy geguckt. Feste Essens-und Schlafenzeiten gibt es nicht und wir machen es einfach so wie es in dem Moment an Besten passt. Das fällt mir oft schwer und ich muss mich immer wieder dran erinnern und mich locker machen. Wenn mir das gelingt, fahren wir total gut damit. Wir gehen einfach mit dem Flow.

 

Zu Hause sein

Dadurch, dass ich immer gerne viel gereist bin, fühle ich mich schnell zu Hause und kann eigentlich überall schlafen. Zu Hause ist für mich da wo meine Familie ist und nicht an dem Ort an dem gerade unsere Wohnung ist. Ich vermute, dass Kinder das noch viel mehr so wahrnehmen. Klar brauchen kleine Kinder Gewohnheiten, ein sicheres Umfeld und klare Abläufe. Aber noch viel mehr brauchen sie Mama und Papa. Und wenn die da sind, dann sind sie zu Hause. In fremden Zimmern schläft Liam immer neben mir ein. Im Dunkeln tastet er mit beiden Händen nach meinem und Papas Gesicht, wird dann ruhig und schläft ein. Er ist zu Hause wo wir sind.

Gerade während ich hier so schreibe vermute ich, dass das Entscheidendste beim Reisen mit kleinen Kindern die eigene Einstellung ist. Für mich zumindest. Und ich bin dankbar, dass ich so tolle Erfahrungen machen durfte und unser kleiner Mann uns dabei so viel beigebracht hat. Danke Liam!

 

 

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ganz andere? Würde mich interessieren. Falls ihr gerade eure Reise als Familie plant, wünsche ich euch auf jeden Fall viel Mut und Geduld und ganz viel Freude!

 

 

 

 

4 Antworten auf „Reisen, Baby, Reisen!

  1. Großartig geschrieben! Meine Erfahrung sagt auch – bin ich gestresst, färbt es auf die Kinder ab, bin ich entspannt, sind sie es auch. Wir waren letztes Jahr viel mit den Kindern unterwegs, Auto, Zug, Bahn, das klappte super und die Mädels haben es geliebt, so sehr, dass die Große sogar am liebsten von DK->HH nochmal gerne im Hotel einen Stop eingelegt hätte 🙂

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  2. Ist aber schlussendlich auch stark vom Charakter des Babys abhängig. Oder manchmal sogar noch einfacher, als mit 3, 4 Jahren. Jetzt gibt es nur 2 Möglichkeiten: Weinen ohne Pause oder eben meistens die Wartezeit überschlafen. Später kann es schon sein, dass das Kind einfach nicht so lange ruhig sitzen kann.Hat sicherlich mit Erziehung zu tun, aber nicht nur …

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