Manchmal ist das Leben einfach stressig, oder? Es gibt so viel zu tun, dass die ToDo-Liste kein Ende nimmt, selbst wenn man bis drei Uhr nachts arbeitet und morgens um 7 wieder aufsteht. So ging es uns in den letzten Monaten. Die Sehnsucht nach einem Wohnzimmer ohne Umzugskartons und 1.000 Kleinigkeiten, die einem immer wieder vor Augen halten, wie viel Arbeit wir noch vor uns haben. Das Bilnd hängt noch nicht, die Wand muss noch ein drittes Mal gestrichen werden, die Steckdosen haben noch keine Sicherung, wir brauchen einen Couchtisch… Und dann wollten zwei kleine Kinder umsorgt, ein Spenderkreis aufgebaut und ein Buch fertig geschrieben werden. Es war einfach überwältigend viel Arbeit – und innerer Druck. Wir haben durchgearbeitet. Ohne Pause, ohne uns zu fragen, ob es uns dabei gut geht – einfach weitergemacht. Und jetzt sind wir erschöpft. Und dankbar, dass diese Phase vorbei ist!
Und nun frage ich mich, wie wir uns für die nächsten 1-2 Jahre einen Lebensstil angewöhnen in dem wir auch im Stress Frieden finden. Einen Weg, damit wir unter all der endlosen Arbeit die uns bevor steht und in Zeiten des Umbruchs uns Umziehens und „nicht fertig werdens“ unsere Körper, Seelen, Ehe und Freundschaften gesund erhalten?
In meinem Theologiestudium habe ich gelernt, dass Israel ein besonders fruchtbares Land war und in einigen Regionen überdurchschnittlich viel Ernte eingebracht wurde. Viel mehr als man nach damaligem Kenntnisstand für möglich hielt, deshalb schien dieser großzügige Ertrag der israelischen Felder für umliegende Völker wie ein Wunder. Und sie begannen sich zu fragen, wie um alles in der Welt diese Menschen so viel ernteten obwohl sie den gleichen Boden, die gleiche Saat und das gleiche Klima nutzten? Was machten sie anders? Worin lag ihr Schlüssel zum Erfolg? Hing es vielleicht mit ihrem Vertrauen auf Gott zusammen? Er hatte gesagt, sie sollten alle sieben Jahre ihre Acker brach legen und nicht bepflanzen und nicht ernten. Wir bitte? Das würde doch zu geringeren Einnahmen führen, oder? Wer sollte für diesen Ausfall aufkommen!? Doch in ihrem Gottvertrauen, hielten sich die Israeliten daran und praktizierten, was Bauern nach dem heutigen Stand der Wissenschaft Brache nennen. Sie legen das Land aus regenerativen und wirtschaftlichen Gründen, brach. Ließen es atmen, sich ausruhen, neue Nährstoffe sammeln, zur Ruhe kommen. Und heute wissen wir, dass der Ertrag den sie auf Grund dieser Regenerationszeit erwirtschaften werden, weit über den Verlust hinausgeht, den sie in dieser Zeit vermeintlich machen.
By the seventh day God had finished his work. On the seventh day he rested from all his work. (Genesis 2:2)
Was wäre, wenn dieses Prinzip auch für mich gilt? Was, wenn ich durch Ruhezeiten und Zeiten in denen ich nicht arbeite, effektiver und gesünder lebe. Vielleicht sogar, obwohl das unwirtschaftlich, unvernünftig und vielleicht sogar naiv oder faul wirkt. Was wenn ich beginne zu glauben, dass Gott mir im Nichts-Tun und im untätigen Vertrauen Segen schenkt, der weit über das hinaus geht, was ich mit dem Maximum meiner menschlichen Kräfte erarbeiten könnte? Was wenn es wahr ist und Pausen – trotz ungetaner Arbeit – ein Schlüssel zu überfließendem Erfolg sind?
Bisher haben wir noch keinen festen Tag festgelegt und auch keine ganz klaren Regeln oder so etwas. Denn manchmal werden gute Prinzipien, die dazu da sind uns gut zu tun, durch das Regelwerk, was wir aus ihnen machen, mehr zum Druck als zur Freiheit. Aber ich mache es jetzt immer wieder: Nichts tun. Ich sehe mir meine ToDo-Liste an und sage ihr: Für dich habe ich morgen wieder Zeit. Heute vertraue ich. Ich vertraue, dass Gott mein Leben in der Hand hält und mein Erfolg und meine Effektivität und die Dinge, die mir im Leben gelingen nicht passieren, weil ich bis über meine Grenzen hinweg arbeite – sondern weil er mir Türen öffnet. Ich vertraue, dass ich die Bestimmung für mein Leben ausfülle, nicht weil ich hart kämpfe – sondern weil er für mich kämpft. Ich vertraue, dass ich erfolgreich bin. Nicht auf Grund meiner menschlichen Stärke – sondern auf Grund meiner Entscheidung, meine Hoffnung in seine Stärke zu setzten.
‘You can’t force these things. They only come about through my Spirit,’ (Zecharja 4:6)
Diese Pausen sind deshalb ist kein Gammeln und keine Passivität oder Faulheit. Sie fühlen sich auch nicht lähmend oder nach einem Verbot an. Diese Pausen sind aktives, bewusstes Vertrauen. Und wisst ihr was? Es scheint so, als könnten wir mit diesem Loslassen, diesem Vertrauen und diesem Frieden auch durch diese unruhige Zeit gehen. Dieses Vertrauen nimmt mir den ganzen Druck, den Stress und den Anspruch alles schaffen zu müssen und aus eigener Kraft machen zu müssen.
Und noch spannender ist, dass seitdem ich mich innerlich zurücklehne und vertraue, eine Tür nach der anderen aufgeht… und ich klopfe mir dafür nicht mehr selbstgerecht auf die Schulter, sondern wende meinen Blick dankbar in den Himmel.
“Are you tired? Worn out? Burned out on religion? Come to me. Get away with me and you’ll recover your life. I’ll show you how to take a real rest. Walk with me and work with me—watch how I do it. Learn the unforced rhythms of grace. I won’t lay anything heavy or ill-fitting on you. Keep company with me and you’ll learn to live freely and lightly.” (Matthew 11:28-30)
Hier ein anregender Einstiegstext zum Schabbat:
http://www.hagalil.com/judentum/feiertage/schabath/schabath.htm
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Vielen Dank für diese ehrlichen Worte! Sie ermutigen zu den so wichtigen Pausen. Für uns bedeutet Pause machen einfach daheim zu sein ohne Hausarbeitsbewältigung oder als Familie unterwegs zu sein. Aber es gab schon Tage da habe ich mir auch meine Gedanken gemacht, wie unsere Ausflüge wirken. Mein Mann ist Jugendreferent und daher sehr eingenommen durch die Arbeit. Da sind die Ausflüge echt wichtig für uns, um einen Szenenwechsel zu haben. Trotzdem wirkt es für andere natürlich anders. Und dennoch hast du so Recht, Pausen sind kein Zeichen für Faulheit oder Passivität. Pausen sind essentiell, um leistungsstark und aktiv zu sein. Daher, einen geruhsamen Abend dir.
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