Keine Frage, der Entzug von Schlaf ist eine Foltermethode. Eine Methode die unsere kleinen neugeborenen Babies gerne einsetzten um zu testen wie weit unsere Liebe für sie geht – so scheint es zumindest manchmal.

Ich habe bei unserer zweiten Tochter einen Schlüssel für mich entdeckt, der mir wirklich geholfen hat damit umzugehen und trotz wenig Schlaf einen glücklichen Alltag zu erleben. Denn morgens schon aufzustehen und zu wissen ich muss bis heute Abend durchhalten, aber habe nur vier Stunden geschlafen, war für mich kein schöner Alltag. Er fing schon gleich am Morgen mit depressiven Gedanken an.

Deshalb habe ich aufgehört die Stunden zu zählen. Ja, ich stehe morgens auf wenn es Zeit dafür ist. Manchmal bin ich müde. Manchmal sehr müde. Manchmal nicht. Ich lege los. Mache mir Café ziehe die Kinder an, mache Frühstück oder gehe zur Arbeit. Und währenddessen sind meine Gedanken jetzt in der Gegenwart. Hier und jetzt. Oder auf das Gute gerichtet, was mich heute erwartet. Anstatt sich in der Vergangenheit dem verpassen Schlaf hinterher zu ärgern. Ich bin grundsätzlich eher ein Morgenmuffel, aber mit ein bisschen Gedanken-Disziplin funktioniert das sehr gut! Manchmal stehe ich jetzt sogar schon vor den Kindern auf, denn ich weiß diese Stunden Ruhe am Morgen gibt mir persönlich so viel mehr, als eine Stunde mehr Schlaf.

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Wenn ich weiterhin müde bin, versuche ich mich bei der nächsten Gelegenheit hinzulegen – viel zu selten natürlich. Ich versuche dann Mittags nochmal zu schlafen. Aber jetzt nicht mehr, weil ich frustriert bin. Sondern einfach weil ich müde bin. Was mich wirklich frustriert hat, war nämlich nicht nur der wenige Schlaf, sondern das ständige Nachdenkend darüber. Dieses Stunden zählen, das hat mich einfach nur frustriert. Ich meine, die Stunden zu zählen in denen eine frisch gebackene Mutter schläft, ist ja schon von vornherein auf Frust ausgelegt, oder? Denn wie oft kam es denn schon vor, dass ich im ersten Lebensjahr eines der Babies aufgewacht bin und dachte: „Oh wow. Acht Stunden ununterbrochenen Schlaf – war das schön!“? Das waren sehr, sehr seltene Momente. Viel häufiger – eigentlich fast immer – wachte ich auf und dachte etwas in Richtung: „Oh nein, ich Arme, wer kann so schon leben!? 3x Aufgewacht in 7 Stunden! Das ist furchtbar! Wer hat sich das ausgedacht?!“ Ich glaube mein Stundenzähen, diente mir überhaupt nicht. Es förderte nichts, außer meinem Selbstmitleid. Arme Sarah, du hast es echt schwer. Nur so wenig Schlaf, ach Mensch…

Ich finde so eine Lebenseinstellung ätzend. Ich will so nicht leben. Deshalb habe ich bevor Nova geboren wurde zu mir selbst gesagt: „Ich werde im nächsten Jahr weniger schlafen als sonst und ich werde glücklich sein!“ Ich habe mich darauf eingestellt und versuche es einfach so zu akzeptieren.

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Jetzt wird Nova bald eins. Und sie ist weit entfernt davon durchzuschlafen. Und das ist jetzt okay für mich. Sie wird immer ein bisschen besser und mit jedem Zahn oder Schnupfen sind wir wieder zurück im 3-Stunden-Rythmus oder so (ich zähle ja nicht) 😉 Aber ich bin glücklich! Ich konzentriere mich auf die schönen Dinge und gebe dem „nötigen Übel“ jetzt nicht mehr einen Ehrenplatz in meinem Leben. Der wenige Schlaf ist in meinem Kopf jetzt eine Sache, die jetzt etwas blöd ist und bald schon wieder Schnee von gestern sein wird. Es gibt viel schönere Dinge an die ich am Morgen denken möchte, als an Schlafunterbrechungen – ändern kann ich sie eh nicht.

 

Change it.

Leave it.

Love it.

 

Ich kann den verpassten Schlaf noch nicht lieben – das wäre wohl etwas zu großspurig – aber ich habe ihn akzeptiert. Ich habe sogar mal eine Studie gelesen, die besagt, dass Menschen sehr gut mit Unterbrechungen schlafen können. Dass das sogar natürlich sei. Wir seien darauf angelegt, viel eher als auf Durchschlafen, das sei nur kulturell geprägt. Interessant, oder?

Ich habe eine Weile gezweifelt, ob ich diesen Artikel veröffentlichen soll. Er ist jetzt auch schon ein paar Wochen alt und lag hier seitdem hier herum. Ich kenne einfach zu viele Mütter, die unter diesem Thema sehr leiden – viel mehr als ich bei Liam! Ich kenne die Verzweiflung und die Erschöpfung und ich will nicht so klingen als hätte ich die einfache Lösung für alle deine Probleme. Nicht so von oben herab. Aber ich habe mich jetzt dennoch entschieden ihn zu veröffentlichen. Denn dieses neue Mindset, hat mir ja Freiheit geschenkt! Warum nicht auch dir? Wir wissen ja erst das es nicht funktioniert, wenn wir es ausprobiert haben, oder?

Ich möchte mir diesem Artikel nicht sagen „Ätschibätsch, mir gehts gut und dir nicht“ sondern „Guck mal, was ich erlebt habe. Wenn ich so denken kann, kannst du es auch. Wenn ich glücklich sein kann, kannst du es doch sicher auch!“ Und ich wünsche mir, einige Mamis glücklicher zu machen – denn häufig kommt unser Glück doch von innen, nicht von außen. Und wie kann man sich eigentlich übers Aufstehen beschweren, wenn das hier der Grund dafür ist? #loveher

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9 Antworten auf „Glücklich sein trotz Schlafmangel. Geht das?

  1. Find ich gut, dass du das veröffentlicht hast… Ich erinnere mich nur zu gut, ach ja… Für mich war auch ein wichtiger Punkt, nicht mehr mit anderen zu vergleichen. Das andere Baby schläft durch? Wie schön, meins eben nicht. Manchmal wird in der Baby- und Kleinkind-Zeit auch viel von einem erwartet, vor allem im Punkt Leistungsfähigkeit. Damit fühlte ich mich oft überfordert und hab mir gewünscht, einfach müde sein zu dürfen. Es fängt vielleicht damit an, dass man es sich selbst erlaubt… Deinen veränderten Blick darauf find ich klasse. Ach, und deine zwei sind ja schon sehr süß – und diese Hasenzähnchen 🙂 ❤ Abwarten und Tee… äh, Kaffee trinken, liebe Grüße, Martha

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  2. Toller Artikel Sarah ich finde es erfrischend dass du über Dinge schreibst, über die andere nicht schreiben.

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  3. Liebe Sarah,
    ich habe seit gestern etwas in deinem Blog gelesen. Ich musste schmunzeln und innerlich nicken. Schön geschrieben.

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