Liebe Männer!

Genauer gesagt: Lieber Mann, deren Frau gerade Hausfrau ist! Hier ist ein kleiner Brief an euch mit einem Herzensanliegen. Nein, kein Anti-Männer Brief! Ein Brief mit der Absicht Verständnis zu schaffen und der Versuch euch ein bisschen in die, für euch oft so undurchsichtigen Gedanken und Herzen eurer (Haus)Frauen, gucken zu lassen.

Hausfrau und Mutter.Das ist wohl heute kaum noch ein Traumberuf in der Karriereplanung von uns Frauen. In meinen Ohren klingt es fast abwertend, ich verbinde mit dem Wort „Hausfrau“ Bilder mit denen ich mich nicht identifizieren kann. Teilweise fühlt es sich an wie ein Rückschritt. All die Aufklärung, Selbstständigkeit, Feminismus, Freiheit, Gleichberechtigung… und jetzt? Jetzt bin ich „Hausfrau“. Oh, Schreck! Ich habe mich von meinem Mann abhängig gemacht, stelle meine Berufs- und Freizeitpläne hintenan, gebe etwas von meiner hippen Freiheit ab und nehme eine Rolle ein die ich mir nie so anziehen wollte. Alles in der Hoffnung, dass das das beste für uns als Familie ist.
Und obwohl ich mit dem Rollenbild ringe, liebe ich viele Teile dieser Aufgabe und genieße Privilegien wie Elternzeit und Mutterschutz. Es ist jetzt meine Aufgabe und ich gebe, wie sonst bei jedem Job den ich mache, mein Bestes! Ich will das gut machen, eine gute Hausfrau und Mutter sein. (Puh, das hat Überwindung gekostet, den letzten Satz zu schreiben!)

 

Ich traue mich nicht für alle Frauen zu sprechen, das sind nur meine Gedanken. Aber vielleicht findet sich die eine oder andere zeitweise ja plötzlich darin wieder. Und da die meisten meiner Blogleserinnen sowieso Frauen sind, wirst du, Mann einer Hausfrau, diesen Post wahrscheinlich sowieso erst empfohlen bekommen haben, nachdem deine Frau ihn gelesen und für gut befunden hat. „Schatz, das solltest du mal lesen…!“ Herzlichen Glückwunsch wenn du bis hierher gekommen bist. Das ist Liebe!

Lieber Mann, ich hätte nicht gedacht, dass Schmutz, Sauberkeit, Einkaufslisten, Essenspläne und Wohndesign einmal so viel Raum in meinem Leben einnehmen würden. Ich war glücklich in meinem Job, flexibel und nur zum entspannen, feiern und schlafen zu Hause. Wie du. Zu Hause war mein Ruheort, jetzt ist es mein Arbeitsplatz.

Ich habe mittlerweile verstanden, dass ein Großteil unserer Arbeit und unserer Erfolge für euch unsichtbar ist. Der gesaugte Boden, die gewaschene Wäsche, der geputzte Backofen, das gefütterte Kind, die entsorgten Windeln… Umso besser wir unseren „Job“ zu Hause machen, desto unsichtbarer ist er. Aber für mich trittst du meine Hingabe mit Füßen wenn du mit dreckigen Schuhen über den frisch gewischten Boden läufst. Es macht mich traurig, wenn du die frischen Handtücher auf den Boden wirfst. Für dich sind es wahrscheinlich nur Schuhe und Handtücher, für mich ist es der Erfolg meiner Arbeit. Das Ergebnis meiner Hingabe für meine Aufgabe. Umso erhebender ist ein „Dankeschön“ für das aufgeräumte Wohnzimmer oder die frisch bezogenen Betten.

 

Gleichzeitig möchte ich mich entschuldigen. Für all die vielen Male die wir Frauen nicht Danke sagen! Danke, für die harte Arbeit mit der du das Geld verdienst. Danke, für deine Hingabe und all die Überstunden. Danke, für deine Zuverlässigkeit!
Oft bedanken wir uns nicht, weil wir uns heimlich wünschen euren (vermeintlich entspannteren) Arbeitstag gehabt zu haben. Wir wünschen uns was ihr habt: Zeit alleine auf dem Weg zur Arbeit, ein Team, eine Mittagspause, messbaren Erfolg und Feedback und vergessen dabei, dass das nur eine Seite der Medaille ist. Es ist Neid, der uns unser Danke im Halse stecken lässt – und das tut mir sehr leid!

Also, lasst uns einander öfter Danke sagen!

Am meisten zu kämpfen habe ich mit der Tatsache, keine messbaren Erfolge zu haben. Hausfrau und Mutter ist eher Fließbandarbeit. Immer wieder das Gleiche. Putzen, waschen, kochen, wickeln, füttern, putzen, waschen, kochen… Wenn man etwas geschafft hat, zum Beispiel die Fenster putzen, hat man ein kurzes Zufriedenheitsgefühl. Doch dann sind die Fenster wenige Tage später wieder schmutzig und ich frage mich wozu ich das eigentlich gemacht habe… Das ist der Lauf der Dinge, das weiß ich, aber frustrieren tut es mich trotzdem häufig. Da hilft es dann umso mehr, wenn einer es sieht, lobt und anerkennt. Ja, das Wohnzimmer wird morgen wieder im Chaos versinken, aber wenn es dich glücklich macht, dass es heute Abend ordentlich ist, habe ich es von Herzen gern gemacht!

 

Vielleicht fragst du dich: „Warum ich? Kann dich nicht jemand anders loben?“ Leider nicht. Meine Wohnung ist mein Arbeitsplatz und ich habe kein Team, nur dich. Die Kinder kommen nicht um sich für all meine hingebungsvollen hausfräulichen und mütterlichen Bemühungen zu bedanken. Und sonst gibt’s hier nur Besucher, aber mein Team, das bist du! Mein Mann. Nur du kannst täglich zu sehen versuchen und anerkennen was ich leiste.

Du bist mein Team.

Mein Team hat keinen Chef, kennt keine Überstunden und keinen Feierabend. Und weil du mein Team bist, hoffe ich auch darauf, dass nach deinem Feierabend Aufgabenteilung herrscht. Ja, du sollst auch durchatmen und die Füße hochlegen! Aber am Besten machen wir das doch zusammen nachdem wir die Wäsche aufgehängt und die Kinder ins Bett gebracht haben, oder?

Liebe Männer, ich glaube, dass unser Glück in den Händen des anderen liegt. Wir haben es dorthin gelegt. Ihr könnt uns so glücklich machen! Also lasst uns doch ein Team werden, anstatt Konkurrenten zu sein. Und lässt uns einander Danke sagen, immer und immer wieder!

Nicht die Glücklichen sind dankbar, es sind die dankbaren die glücklich sind.

Und noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Frauen Männer sexuell wesentlich attraktiver finden, wenn sie sich am Haushalt aktiv beteiligen. Wenn das mal kein Grund ist den Putzlappen zu schwingen, oder!?

Alles Liebe,
eure Sarah

3 Antworten auf „Aus dem Herzen einer (Haus)Frau

  1. Du bist so cool!!!
    Und der letzte Hinweis zum Schluss feier ich soooo doll 😂😂😂 Word!!!

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  2. „Hausarbeit macht Frauen müde und Männer sexy.“ Sagt eine Freundin von mir. Ist was dran 🙂 Ich blogge übrigens unter anderem deshalb, weil ich dann sagen kann: „Schau, hier mein Ergebnis des Abends. Hab ich gemacht. Ist morgen immer noch da.“ (Im Gegensatz zu geputzten Fenstern und gewaschenen Handtüchern.) Liebe Grüße von Martha P.S. Cooles Bücherregal!

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  3. Ja, das stimmt Schreiben ist ein guter Ausgleich 😊 ist irgendwie sogar so richtig etwas „für die Ewigkeit“. Und deshalb haben wir unsere Bücher vielleicht auch so in Szene gesetzt. Worte sind was tolles!

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