Wir wohnen in Hamburg in der Nähe vom Alsterwanderweg – Natur mitten in der Stadt. Ich liebe es dort! Letztens waren wir wieder einmal Enten füttern und weil ich Lust auf Abwechslung hatte, hab ich die Kids einfach den Hang runter durch die Büsche zum Wasser geführt, anstatt auf den vorgegebenen Wegen zu bleiben. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und ahnte nicht, dass diese Situation zu einem Moment werden würde, der unseren Alltag umkrempeln würde.

Hilfe ich habe ein Stadtkind!

Mein kleiner Mann ging wie auf Eiern den Abhang hinunter. Voller Unsicherheit setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen und forderte immer wieder ein, dass ich ihm die Hand gebe, damit er über Äste und Steine steigen kann. Ihr dürft jetzt nicht denken, wir hätten die Alpen bestiegen – nein, es waren nur zwei Meter Abhang mit etwas Büschen runter zur Alster. Erst war ich kurz genervt. „Warum stellt er sich denn jetzt so an?“ Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Weil er noch nie auf so einem Untergrund gegangen ist.

Wir nehmen nämlich sonst den Aufzug in die Tiefgarage. Wir gehen auf den hübschen Hamburger Bürgersteigen und wenn wir in die „Natur“ wollen, nehmen wir den liebevoll angelegten Alster- oder Elbewanderweg. Wir kennen asphaltierte, befestigte, klar ausgewiesene, vorgegebene Wege. Aber meine Kinder sollen nicht nur auf vorgegebenen, geraden Wegen gehen. Sie sollen sich Wege bahnen, eigene Wege entdecken, selbstbestimmt in eine neue Richtung gehen und in der Lage sein auch über Stock und Stein zu klettern. Hindernisse gehören dazu, sie machen trittsicher.

Es muss sich etwas ändern! Das war mir sofort klar. Ich selbst habe als Kind die Natur und besonders den Wald so sehr geliebt. Meine Fantasie wurde richtig angekurbelt und ich habe mich frei und glücklich gefühlt, wenn ich schmutzig nach Hause kam. Das wünsche ich meinen eigenen Kindern auch, aber merke auch, dass es nicht von selbst dazu kommen würde. Nicht hier in der Stadt.

Kinder gehören in die Natur

Seit diesem Moment mit den Kindern an der Alster, stolpere ich irgendwie überall über dieses Thema.  Zum Beispiel habe ich von einer Studie gelesen, in der 58% der befragten Kinder zwischen 7 und 9 Jahren angaben, sie würden gern mehr Zeit im Wald verbringen. Mich begeisterten vor allem die Gründe, weshalb sie gern im Wald sind: „Die Kinder wollen im Wald spielen, Tiere beobachten und die Ruhe genießen.“ Das verstehe ich gut!

Außerdem fühle ich mich darin bestärkt, dass meine Kinder im Moment bei keinem einzigen Kurs oder Verein angemeldet sind. Und in der Kita sind sie auch nicht. Aber ich will meine Kinder auch nicht fördern, ich will ihnen Freiheit lassen. In der Süddeutschen steht: „Mütter und Väter wollen ihren Kindern den bestmöglichen Start ins Leben bieten, sie fördern manchmal in einem Ausmaß, dass bereits von „Burn-out-Kids“ die Rede ist.“ und dann kommen dabei Kinder heraus die mit zwei Jahren bereits 3 Hobbys haben, aber auf unebenem Waldboden nicht einen Fuß vor den anderen setzten können. Experten scheinen sich einig zu sein: Kinder brauchen keine fördernden Hobbys. Sie brauchen Raum zum Spielen und zwar frei und draußen. „Wenn es regnet, das Laub nass und alles matschig ist, sind das neue Reize, mit denen sich Kinder auseinandersetzen“, sagt Zimmer. „Eltern rät die Bewegungswissenschaftlerin, mit ihren Kindern öfters mal in den Wald zu gehen.“ Und die Autorin des Buches „Balanced and Barefoot“ sagt, dass freies Spielen in der Natur das nützlichste Geschenk ist, das Eltern ihren Kindern machen können.

Meine Lösung: Eine Waldkindergruppe

Kurzerhand habe ich eine WhatsApp-Gruppe mit allen Bekannten Kleinkindmuttis aus der Umgebung eröffnet: „Waldkinder – Wer hat Lust einmal die Woche gemeinsam in den Wald zu gehen?“ Sofort haben alle zugesagt – mit diesen Wunsch nach Natur und Freiheit war ich wohl nicht allein. Ich habe mich riesig gefreut und direkt das Kinderturnen gekündigt. Nun treffen wir uns schon seit einigen Wochen regelmäßig im Wald mit unseren Freunden. Jede Woche denkt sich eine andere Mutter eine kleine Aktivität aus. Wir spielen, singen, sammeln, entdecken und bauen zusammen. Und weil es keine Kursleitung, Mitgliedsbeiträge oder sonst irgendetwas bürokratisches gibt, sind wir einfach ganz entspannt. Jeder kann eigentlich machen was er will – das finde ich so schön! Die Kinder beginnen mittlerweile richtige Freundschaften zu knüpfen. Das liegt sicher am Alter, aber bestimmt auch daran, dass gemeinsame Abenteuer einfach verbinden. Und auch ich als Mutter genieße es total. Diese Stimmung, das Wetter, die Ruhe und Freiheit im Wald! Ich komme, genau wie meine Kinder, jeden Dienstag schmutzig, frei und glücklich nach Hause.

Und mein kleiner Mann? Ja, der kann jetzt eine Fliege von einer Biene unterscheiden und weiß wie Tannenzapfen aussehen. Er liebt Stöcker, Steine und Blätter und stapft immer selbstbewusster mitten ins Dickicht hinein. Und ich? Ich liebe es, ihn dabei zu begleiten und selbst ein bisschen Natur zu erleben. Auch die kleine Schwester hat Glück gehabt; ihr gehen diese Erfahrungen nun schon in Fleisch und Blut über. Denn sie müffelt nun regelmäßig alles was der Waldboden zu bieten hat in sich hinein – ist ja zum Glück Bio! 😉

Zu Hause lieben wir es unsere Erfahrungen zu besprechen, während wir zum Thema passende Bücher angucken. Deshalb habe ich euch hier mal ein paar Natur- und Waldbücher für Mamas und kleine Entdecker zusammengestellt. Klickt einfach auf die Buchtitel unterm Bild und schon könnt ihr es Online Shoppen. Viel Spaß beim entdecken!

 

Waldkinder Bücher.001

  1. Der Wald, Wieso, Weshalb Warum, 2-4 Jahre
  2. Komm, wir machen was im Wald: Ein kreatives Spiel- und Bastelbuch
  3. Mein kleiner Wald, 100% Naturbuch, ab 18 Monaten
  4. Wir entdecken den Wald, Wieso Weshalb Warum, 4-7 Jahre
  5. Wunderdinge der Natur, ab 18 Monaten
  6. Unter der Erde, 4-6 Jahre

Eine Antwort auf „Schmutzig, frei und glücklich: Warum meine Kinder in den Wald sollen

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