Ich war das erste Mal im Fernsehen und im Radio. Wurde das erste Mal mit einem nicht selbst gebuchten Taxi in ein nicht selbst bezahltes Hotelzimmer gefahren, das erste Mal in einen kleinen Raum geführt der „die Maske“ hieß um mich dann das erste Mal damit anzufreunden, dass ich anders aussehe, als wenn ich es selbst mache – und das das ok ist, auch wenn es sich komisch anfühlt.

Es war ein verrückter Tag. Ich hatte mich darauf nicht weiter vorbereitet und war einfach hingefahren um dann vor Ort zu merken, ich hatte zwei Radiosendungen und eine TV Sendung für einen Vormittag zugesagt. Naja, ich würde „einfach ich selbst“ sein, dachte ich. Aber so einfach war das gar nicht, merkte ich. Jede Sendung hat ihre eigene Zielgruppe, jeder Moderator seine eigene Art und umgeben von 6 Kameras, blinkendem Lampen und im Studio allein 20 Personen, die nur mich ansehen, ganz zu schweigen von der Vorstellung wie viele Menschen sich das dann mal angucken können – ungeschnitten … ich war nicht ich selbst. Ich war nervös. Und gestresst. Und mein „Image“? Keine Ahnung, ob das jetzt gelitten hat.

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Ich kam nach Hause und auf der Bahnfahrt dachte ich nur: „Ich will einfach nur barfuß durch den Wald spazieren gehen.“ Alleine sein. Ich sein. Mit einem Gegenüber, dem mein Image, meine Outfit, meine Frisur und mein Lidstrich vollkommen egal sind. Dort sein, wo ich nicht beurteilt sondern geliebt werde.

War ich aber nicht. Ich saß in einer stickigen Ersatzbahn. Und meine Gedanken drehten sich um „Warum hast du nicht das gesagt?“ oder jenes… Und: „Wie konntest du das vergessen?“ und „Habe ich wirklich „Ähm, weiß ich gerade nicht“?“ geantwortet? Ich hatte meinen eigenen Erwartungen nicht entsprochen und vielleicht denen anderer auch nicht – keine Ahnung.

Ich war so froh als ich nach Hause in meinen geliebten Alltag kam, noch ein paar gute Nacht Lieder singen durfte, den Geschirrspüler einräumte, meine Jogginghose anzog und den nächsten Ausflug in den Wald plante.

Glück ist, nicht selbst genug zu sein.

– Arthur Schopenhauer

Doch wieder hier angekommen, lassen mich die Gedanken noch nicht ganz los. Wer spricht da in meinem Kopf? Wer macht mich da fertig? Und warum ist mir das wichtig? Denn eigentlich geht es ja gar nicht darum, ob ich jetzt im Fernsehen oder Radio war oder im Supermarkt bin – einige von euch haben die Geschichte von der Frau die mir, mit schreiender Nova auf dem Arm, sagte „Sie sind eine Zumutug und ihr Kind auch!“  letztens ja in den Stories verfolgt – es macht etwas mit mit beurteilt zu werden. So sehr, dass mir im Supermakt die Tränen kommen. So sehr, dass ich mich nicht aufhöre zu fragen „War das gut genug? Wie wirkt das?“ – keine schlimmen Fragen eigentlich. Nur etwas zu intensiv mit meinem Selbstwertgefühl verknüpft für meinen Geschmack. Die Antworten treffen etwas zu tief, die eigene und fremde Beurteilung sagt mir etwas zu viel darüber, wer ich bin und was ich wert bin.

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Also predige ich mir selbst das hier: Wer du bist, ist nicht was andere sehen. Wer du bist, Sarah, zeigt sich nicht in der Öffentlichkeit. Nicht auf Spielplätzen, nicht in Radiosendungen, nicht im Fernsehen, nicht auf Instagram, nicht in Büchern, nicht in Verkaufszahlen, nicht in Noten, nicht in Meinungen und nicht im Supermarkt! Wer du bist, ist wer du bist, wenn niemand zusieht.

Und ich höre jemanden flüstern: „Und was gut genug ist entscheide ich und was du wert bist ist unbeschreiblich. Und wie stolz ich auf dich bin, wirst du vielleicht nie ganz verstehen.“

Und du, die das hier gerade liest: Das gilt auch für dich. Du bist toll!

Be brave enough, to be yourself.

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14 Antworten auf „Nach meiner ersten Tv Sendung // Wenn ich nicht genug bin

  1. Da faellt mir spontan die Liedzeile aus „Who you say I am“ von Hillsong ein: „I am who you say I am“.

    Ganz genau. Und das sagt der, der von sich sagen kann „I am who I am.“ Unser Wert kommt allein von Ihm – und dennoch muessen wir uns in der Tat immer wieder neu sortieren und zurechtfinden. Danke fuer diesen so ehrlichen Bericht!

    Kathrin

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  2. Beate Blogpost ❤️ Ich weiß genau wie du dich fühlst und ich möchte dir sagen, dass du das alles absolut hervorragend machst. Danke das du du selbst bist und deine Kämpfe nicht versteckst. Wir stehen in dem zusammen und Gott ruft uns zu, dass er ganz und gar stolz ist. Du bist eine Hammer Frau!!! Gehe weiter und lass dich nicht unterkriegen😘

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  3. Mega gut! Genau das, was ich heute gebraucht habe nach einem Arbeitstag an dem ich mich einfach nicht genug gefuehlt habe und mich gefragt habe wessen Maßstaebe eigentlich die wirklich wichtigen sind. Wie viel befreiende Wahrheit mal wieder! Danke!:*

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  4. Während ich das hier lese versuche ich dich mir im Geiste vorzustellen, versuche ich mich in dich hinein zu versetzen, deine Eindrücke, deine Gefühle nach zu empfinden und mir rollen die Tränen die Wangen hinunter, so sehr bewegt mich das. Ich schaue in mich hinein, entdecke die eigenen Selbstzweifel, sehe meine Ängste, die mich oft lähmen: bist du genug, bist du ein Vorbild, genügt das, was und wie ich bin meinem Vater im Himmel? Dann lese ich die letzten Zeilen und fühle, wie mein Herz sich angesprochen fühlt: Ja, du bist genug und ich liebe dich genau so wie du bist!
    Danke liebe Sarah, für deine Ehrlichkeit und Offenheit. Genau das liebe ich so sehr an dem was du schreibst, ich fühle mich angesprochen, mitgenommen, an mich selbst erinnert. Danke, dafür, dass du so bist wie Gott dich gedacht hat. ❤

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  5. danke für diesen Tiefgang, mir rollen auch die Tränen, ich verstehe so gut deine Gedanken, weil sie oft auch meine sind. Ich werde deinen Beitrag noch einmal aufmerksam lesen.

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  6. Wow.. dein Text hat mich so berührt. Vielen vielen Dank.
    Oft denke ich nur darüber nach wie andere mich sehen, und nicht wie Gott mich sieht. Es gibt Momente da kann man nicht ich-selber sein und die negativen Gedanken wollen einen so weit runter ziehen.

    Aber wie du es gesagt hast, Gott verurteilt uns nicht.. er liebt uns einfach ♥️

    Danke für die Ermutigung ♥️

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