„Urlaub mit Kindern ist wie Alltag woanders“, sagte mir einmal eine Mama von einem meiner Babysitterkinder und senke damit meine Erwartungen an den Urlaub der nächsten zehn Jahre erstmal auf ein Minimum. 

Nun hatten wir das Problem erstmal lange Zeit nicht, da wir entweder zu wenig Geld oder Zeit hatten, um überhaupt an Urlaub zu denken. Aber jetzt bevor unser großes Afrika-Abenteuer bald losgeht, haben wir uns nochmal nach einer intensiven und erholsamen Zeit als Familie gesehnt. Und dann fanden wir plötzlich einen supergünstigen Flug nach Griechenland und alles passte: Zeit, Budget und unser Hunger nach Sommer! Tatsächlich habe ich diesen Urlaub als sehr erholsam empfunden. Das mag zum einen an den besagten niedrigen Erwartungen liegen, aber vielleicht auch an ein paar Schrauben und Einstellungen an denen wir gedreht haben. Und da die Reise und Urlaubssaison ja gerade erst anfängt, hoffe ich euch vielleicht auch den einen oder anderen Impuls weitergeben zu dürfen um euch ein bisschen Erholung im Sommerurlaub trotz Kleinkinder zu schenken. Und vielleicht habt ihr ja auch noch welche für mich? 

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Offline ist das neue Online

Das war wohl die beste und wichtigste Voraussetzung für die Entspannung. Internet aus, Augen auf. Tatsächlich ging der Griff in den ersten Tagen immer wieder zum Handy, sobald sich ein bisschen Leerlauf ergab. Und dann entdeckte ich ihn wieder: den Schatz der ungefüllten Momente. Wenn der Partner zur Toilette geht und ich einfach vom Balkon auf die schöne Landschaft gucke und meine Gedanken sich verlieren. Wenn die Kinder gerade ruhig spielen und ich sie einfach dabei beobachte, anstatt mich abzulenken. Wenn es am Abend ruhig wird und ich einfach die Decke angucke und dabei eindöse. Da wurde es so ruhig, organisiert und aufgeräumt in mir. Das tat einfach gut!

Was mir dabei geholfen hat: Vorher allen Bescheid geben (Abwesenheitsnotiz, Status bei Whats App, ein Bild bei Instagram), den PC zu Hause lassen, Benachrichtigungen darüber wie viele Nachrichten, Email usw. in den Apps ankomme ausschalten, Apps in Ordner weg sortieren. Das Handy nutze ich nämlich trotzdem für Schnappschüsse, als Navi, Taschenrechner, Uhr usw. Und da half es einfach den Bildschirm neu zu organisieren – und bisher haben ich ihn ganz genau so gelassen. Großartig!

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Starting slow

Normalerweise will ich sofort los, alles entdecken und keine Minute verpassen. Aber mit Kindern haben wir tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, erstmal anzukommen und es die ersten Tage ruhig angehen zu lassen. Wir haben es total genossen, dort ein paar Urlaubsroutinen zu entwickeln, die für diese Zeit und diesem Ort passten und die Kleinkindern ja ein bisschen Sicherheit gaben. Für uns waren das: Die Kinder decken den Frühstückstisch alleine, Papa schläft mit Nova ein und Mama mit Liam und abends duschen beide Kids mit Papa und Mama zieht dann an.

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Dankbar bleiben

Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber ich habe mich so lange auf diesem Urlaub gefreut. Und schon nach kurzer Zeit erwischte ich mich dabei wie es mich ärgerte, dass die Griechen beim Rauchen keine Rücksicht auf Kinder nehmen, die Gastgeberin zu oft bei uns klopft, der Pool der Nachbarn größer ist und die Supermarktpreise viel zu hoch sind. Kleinigkeiten im Vergleich zur täglichen Sonne, türkisem Wasser und so viel geschenkter Zeit! Deshalb musste ich mich erinnern, dankbar zu bleiben. Die wenigsten Menschen auf der Welt können sich den Luxus von so einem Urlaub leisten und mein Urlaub ist jetzt und hier. Also werde ich mich auf die positiven Dinge konzentrieren – und zwar ausschließlich! Und eigentlich könnte ich diese Einstellung auch gleich zu Hause behalten, oder? Ich werde mein bestes geben.

Mit dem Flow gehen

Wir haben es total genossen und hatten einige Ziele und Orte, die wir gern sehen wollten – und auch gesehen haben! Ich wollte bestimmte Bücher im Urlaub lesen und wir wollten vier von acht Tagen ein Auto mieten. Aber das Wetter, eine Erkältung der Kinder und unsere Lust und Stimmung änderten unsere Tagespläne immer wieder und ich bin froh, dass wir uns gemeinsam darauf einlassen konnten. Wir gingen einfach mit dem Flow, sahen alles nicht so verbissen und hielten unsere Wünsche lose in der Hand. Immer wieder machten wir Ausflüge in Städte und Dörfer oder an Strände und ließen uns auch da einfach treiben. Das hat total gut funktioniert und wir haben so viel erlebt und gesehen und ich habe sogar zwei Bücher gelesen. Es war nicht immer wie geplant – aber es war immer gut!

Auch zu Hause will ich das immer öfter machen. Wer sagt denn, dass alle Nachmittage vollgeknallt werden müssen und jedes Wochenende verplant sein muss. Ein bisschen mehr Spontanität wird hier sicher niemandem schaden.

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Sofort entspannen 

Diesen Tipp habe ich geklaut. Und er war mir sehr wertvoll. Ich neige nämlich dazu, wenn die Kinder gerade nicht meine Aufmerksamkeit brauchen, weil sie Spielen oder Schlafen, erstmal aufzuräumen, zu kochen oder irgendetwas zu erledigen. Aber meine liebe Freundin Martha riet mir: Du musst dein Buch schnappen und die Beine hoch legen, sobald du Ruhe hast. Warte keinen Moment damit, sonst ist er vorbei bevor du ihn genossen hast. 

Dieses Prinzip will ich auch zu Hause immer wieder mal anwenden und etwas Ruhe in meinen oft getriebenen und arbeitsreichen Alltag bringen.

Sei lieb zu dir!

Als es bei uns das erste Mal krachte und wir uns wegen der ersten Kleinigkeit und Rechthaberei an die Gurgel gingen, wollte in mir alles zusammen brechen. „Na toll, das ist doch kein Urlaub!“ Solche Reibereien rauben mir extrem viel Energie und können den schönsten Sonnenschein wie dunkelste Nacht aussehen lassen. Ich musste mich daran erinnern, dass ich mich selbst mitgenommen haben. Und damit all meine Schwächen und meine Müdigkeit und all meinen Egoismus. Streit im Urlaub ist (leider) normal. Aber es ist unsere Entscheidung, ob wir uns davon den Urlaub verderben lassen oder entschuldigen, vergeben, umarmen und weiter leben. Wir müssen uns deshalb nicht gegenseitig oder selbst anklagen. 

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Mach Ausnahmen zur Regel 

Ich denke, wenn ich meinen Kindern zweimal erlaube vor dem iPad Abendbrot zu essen, ganz schnell: „Nicht, dass das zur Gewohnheit wird!“ Und deshalb verbiete ich den Kindern im Alltag viele Ausnahmen, weil ich schon die Diskussion vor dem nächsten Mal kenne. Aber diese Befürchtung haben wir im Urlaub einfach ausgeschaltet. Das war eben einfach eine Ausnahmesituation und niemand von uns machte hier etwas „wie immer“. Und das war gut so. Also aßen wir genüßlich jeden Tag ein Eis – öfter auch mal anstatt Mittagessen. Und im Restaurant guckten die Kinder einen Cartoon nach dem anderen auf unseren Handys (auch dafür ist es gut, nicht ganz offline zu sein) damit wir unser Essen und den Sonnenuntergang genießen konnten. Und immer wieder kamen wir alle verschmiert, müde und sonnengeküsst um 22 Uhr nach Hause und ja, der ganze tolle Schlafrhythmus der Kinder war durcheinander – aber so what! Das war Urlaub! Und es war toll! Diese Einstellung wurde zu Hause sofort abgestellt und das war gar nicht schwer. Hier ist jetzt alles wieder „wie immer“. Und das ist auch gut so.

Mach was dir gefällt 

Ganz unbewusst schlummern in mir die eigenen und fremden Erwartungen an so einen Urlaub: Bücher lesen, braun werden, etwas vom Land sehen, tolle Bilder mitbringen, Karten nach Hause schicken usw. Ich habe mich ganz bewusst von all diesen Erwartungen distanziert und einfach nur gemacht, was mir gefällt. Dann lag ich mit 50-ger Sonnencreme eingecremt im Schatten und wurde kein Stückchen braun. Aber ehrlich gesagt gefiel mir das besser als das schwitzige Braten in der Sonne. Ich machte kein einiges Foto mit meiner tollen Kamera – ich wollte jeden Moment genießen und nicht festhalten. Keiner aus der Familie bekam Karten und Mitbringsel fielen sehr spärlich aus. Ich las, wenn ich Lust hatte und machte nur was ich wollte. Denn das war MEIN Urlaub. 

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Und eigentlich st es auch mein Leben, jeden Tag. Also warum mache ich nicht einfach viel öfter nur was mir gefällt wo ich es kann? Da will ich unbedingt noch mehr von in meinem Alltag!

Ich glaube viele meiner kleinen Impulse sind für die meisten von uns nicht unbedingt etwas neues. Aber manchmal liegt der Schatz ja in der Bestätigung und Erinnerung an das was wir eigentlich schon wissen. In diesem Sinne wünsche ich euch eine wunderschöne Reise- und Urlaubszeit und würde mich freuen, wenn ihr eure Ideen und Tipps zum entspannten Urlauben hier in den Kommentaren vielleicht noch teilt, damit wir alle von Dir lernen können =)

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7 Antworten auf „Erholung im Sommerurlaub trotz Kleinkinder

  1. Hallo Sarah
    Ich versuche es ähnlich zu machen. Wir fahren oft in die Ferienwohnung meiner Schwiegermutter am See. Ich versuche unseren Zeitplan mit Mittagessen, Abendessen, Zubettgehen nicht star einzuhalten. Es darf auch mal ein Eis zum Mittag sein und die Schlafenszeit ist auch deutlich später als sonst. Aber die Kinder lieben diese Urlaube und mich entspannt das „im Flow“ sein. Meine Erwartungen schraube ich sehr zurück und geniesse vor allem die Zeit mit den Kindern und als Familie. Aus Mangel an WLAN sind wir eh offline und ich gehe deutlich früher ins Bett ;-).
    Danke für das Teilen deiner Erfahrungen, immer wieder schön eine Erinnerung zu bekommen.
    Liebe Grüsse
    Corinne

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  2. Liebe Sarah,
    Danke für den tollen Artikel! Tipp habe ich leider keinen bzw. keinen den Du nicht schon genannt hättest. Allerdings musste ich schmunzeln und an meinen ersten Urlaub mit Kleinkind (damals 14 Monate alt, Laufanfänger) denken: ich hatte drei Romane dabei 😂……heute lache ich darüber.
    Herzlichst
    Kati

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  3. wundervoll👏🏼, genau so wird’s gemacht und ich werde deinen Artikel vor unserem
    Urlaub allen Mitreisenden Familienmitgliedern aufdrängen 😉

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  4. Hallo Sarah, eine wunderbare und ehrliche Zusammenfassung, hab ich mit einem Lächeln auf den Lippen gelesen und kann es zu 100% unterschreiben. Herzliche Grüsse! Sonja

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